Nachruf Hans Happacher,
Caravan Park Sexten

Ein großer Visionär

Als Hans Happacher mit 17 Jahren von seinem Vater den Campingplatz im Patzenfeld („feuchte Wiese“) oberhalb von Sexten-Moos in Südtirol übernahm, war das ein unbedeutender Zeltplatz mit Sommer-Öffnung und gerade mal ausreichenden Einrichtungen. An die abgelegene Kreuzberg-Passstraße, die vom deutschsprachigen Pustertal ins Italienisch parlierende Comelico führt, verirrten sich damals nur ein paar Bergwanderer und Kletterer. Auf 1.500 m über dem Meer war Zeltcamping in Frühling und Herbst oft schon zu kalt. Happacher nutzte die lange Schließungsperiode zu ausgedehnten Abenteuerreisen in entlegene Winkel der Welt. So nahm er einmal unvermittelt an der indischen Skimeisterschaft teil oder fuhr die Rallye Paris-Dakar als alleinfahrender Motorrad-Pilot, ohne Mechaniker oder Hersteller-Support.

Von seinen Reisen brachte er viele Ideen mit, gleichzeitig spürte er seine Wurzeln deutlich. In den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts begann er, alte Bauernhäuser aufzukaufen, die in den umliegenden Tälern abgerissen wurden. Aus den Balken 300 Jahre alter Höfe fügte er den Berghof Patzenfeld zusammen, das große Haupthaus, welches einen heute immer noch als erstes begrüßt, wenn man den Caravan Park Sexten betritt. Er fand einen anderen Südtiroler, der weit in der Welt herumgekommen war und als Koch für die UNO in New York gearbeitet hatte. Ab 1986 war der Caravan Park Sexten der absolute Geheimtipp für Camping mit Gourmetküche, der Platz öffnete ganzjährig und wurde zur In-Destination.

Nach dem Berghof wurde das bis dahin orangefarbenen Resopaltüren beherrschte Sanitär angegangen. Mit dem Waldbad entstand eine völlige Neuinterpretation von dem, was beim Camping der Körperhygiene dienen kann. Die Architektur aus bodenständiger Alpenseligkeit und fantasievoller Arabeske spiegelte die heimatverbundene Weltläufigkeit ihres Schöpfers noch mehr als der Berghof – Happacher hatte seinen Stil gefunden. Mit immer neuen, zuvor von keinem Campingunternehmer gedachten Ideen definierte Hans Happacher in den folgenden Jahrzehnten Luxuscamping immer neu. Er war einer der ersten, der Wellness auf hohem Niveau auf den Campingplatz brachte, er fochte einen langen Genehmigungsstreit mit den Behörden aus, um das Becken des Hallenbads mit Natursteinen einfassen und mit Naturkieseln auslegen zu dürfen. Luxus-Privatbäder, Luxus-Baumhäuser, eine völlige Neudefinition eines Campingplatz-Ladens – die Ideen und vor allem deren Umsetzung sprudelten nur so aus Happacher heraus.

Die Entwicklung von Camping zu einer ebenbürtigen Tourismusform neben all den glanzvollen Hotels, Kreuzfahrtschiffen und Club-Resorts trieb er auch institutionell voran, seit Gründung der LeadingCampings of Europe diente er in deren Vorstand. Kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie war sein Sohn Andreas in die Betriebsführung eingestiegen, der Vater hatte sich aus der ersten Reihe zurückgezogen und auf Beratung und Unterstützung verlegt.

Als Seniorchef wollte er sich vermehrt seiner Familie widmen, seinen vielfältigen Sportleidenschaften nachgehen und neue Projekte entwickeln. Dazu kommt es nun nicht mehr. Hans Happacher wurde am 25. Januar 2023 nachmittags an seinem Hausberg Helm in Sexten von einer Lawine verschüttet und konnte nur tot geborgen werden. Die Campingwelt verliert einen ihrer profiliertesten Visionäre, Familie und Freunde einen Ausnahmemenschen von scheinbar unerschöpflicher Energie und Schaffenskraft. Hans Happacher wurde 62 Jahre alt.

Text und Foto: Eicke Schüürmann