Ratgeber: Grüne Oasen für den Außenbereich

Naturnahe Grünanlagen auf dem Campingplatz schaffen

Gepflegte Grünanlagen mit mehreren terrassenförmig angelegten Steinbeeten und einem rot-weißen Gebäude im Hintergrund
Foto: Treviewo Gartenpflege Jan Kraus

Naturnahe Grünanlagen auf dem Campingplatz: Büsche, Bäume, Hecken, aber auch der Rasen selbst sind neben den Gebäuden das wichtigste Augenmerk eines Campingplatzes. Zweckmäßige Anlagen sind gut, aber mit dem gewissen Maß an Eigenständigkeit und Nachhaltigkeit kann der Gast besser abgeholt werden.

Weniger ist mehr

Bunte Staudenpflanzen dicht an dicht
Artenreiche Wildstaudenbeete sind ideale Areale für eine große Artenvielfalt bei den Insekten, die sich auch als Nützlinge erweisen können. Foto: Albrecht Fietz/Pixabax

Naturnahe Grünanlagen sind im Trend und für die Gäste Orte der Erholung. Wenn Vögel zwitschern, Bienen summen oder Schmetterlinge flattern, fühlt man sich wohl. Gärten mit vielen Pflanzen, Bäumen und natürlichen Wiesen sind für Insekten oder andere Tiere wichtige Ökosysteme. In den vergangenen Jahren sind aber laut NABU über 75 Prozent der Fluginsektenbestände in Deutschland verschwunden. Neben dem bekannten Bienensterben erschreckt auch der Rückgang von Singvögel-Beständen. Mit einem eigenen naturnahen Garten können die Besitzer einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt leisten und gleichzeitig etwas für das eigene Wohlbefinden tun.

Einen Naturgarten anzulegen, ist gar nicht so schwer. Generell gilt: Es sollte so wenig wie möglich Fläche versiegelt sein. Dazu gehört auch eine klare Raumaufteilung, sodass im Grün der Anlage ein harmonisches Gesamtbild entsteht. Neben Pflanzenbeeten mit üppigen Wildstauden oder Astern und einer bienenfreundlichen Wildblumenwiese sind auch Obstbäume empfehlenswert. Geschützte Stellen mit Totholzhaufen bieten Rückzugsorte für Igel oder andere Kleintiere und kleine Wasserstellen sowie Nisthilfen locken Vögel an. Wege, Hangabsicherungen, Mauern oder Beet-Einfassungen können mit widerstandsfähigen Betonsteinelementen angelegt werden.

 

Düngen ist nicht gleich Düngen

Ein Mann und zwei Jungen laufen hinter einem Fußball her, daneben läuft ein Golden Retriever
Ein gesunder Rasen ist der Mittelpunkt jedes Campingplatzes. Damit er sich gegen Moos und Unkraut wehren kann, empfiehlt es sich, zweimal jährlich zu düngen. Foto: txn/Neudorff

Dem Rasen gilt des Campers erster Blick. Ist dieser gepflegt, kommt er besonders gern. Moos allein durch Vertikutieren zu entfernen, genügt nicht immer. Das Wachstum der unerwünschten grünen Polster wird durch zu viel Schatten, Nährstoffmangel, falschen Dünger, Staunässe und sauren Boden begünstigt. Um gut zu wachsen und Moos zu verdrängen, muss der Rasen regelmäßig mit Nähr- und Mineralstoffen versorgt werden. Ist bereits Moos im Rasen, empfiehlt sich ein Dünger mit speziellen Eisenverbindungen, die es den Gräsern leichter machen, das Moos zu verdrängen.

Sabine Klingelhöfer von Neudorff warnt: „Viele mineralische Dünger lassen die Grashalme schnell in die Höhe wachen, sorgen aber nicht für das Breitenwachstum und damit dichten Rasen. In den Lücken können sich Moos und Unkraut ausbreiten. Zudem entsteht viel Rasenfilz, der nicht abgebaut wird und wie ein Schwamm die Nässe hält – ein Paradies für Moose. Bei organischen Spezialdüngern gibt es diese Probleme nicht.“ Neben der richtigen Düngung kommt es darauf an, Staunässe zu vermeiden. Diese entsteht durch Bodenverdichtungen, beispielsweise wenn die Rasenfläche oft betreten oder bespielt wird. Nasse Stellen im Rasen können mit gewaschenem Bau- oder Quarzsand abgestreut werden. Dadurch trocknet die Oberfläche schneller ab. Wer Moos mechanisch entfernt, sollte die entstehenden Lücken gleich nachsäen, dafür gibt es spezielle Rasenmischungen.

Wiesen für die Bienen

Biene auf fliederfarbenen Blüten
Die Sandbiene, auf Latein Andrena Haemorrhoa, ist eine Wildbiene, die auf eine abwechslungsreiche Flora angewiesen ist. Foto: Jürgen Sessner

Wer ein größeres Areal Wiese ungenutzt auf dem Gelände zur Verfügung hat, sollte eine Blumenwiese anlegen. Am Anfang steht hier die Frage, was genau entstehen soll: eine blütenreiche Wiese – die neben Naturbeobachtung für die Gäste kaum andere Nutzungen zulässt – oder ein strapazierfähiger und bespielbarer Trittrasen. Besteht bereits ein Intensivrasen, hat man im Prinzip drei Optionen. Schritt 1: Einfach die Düngung einstellen, den Schnitt auf wenige Male im Jahr umstellen, das Schnittgut entfernen und so langsam den Nährstoffgehalt des Bodens senken. Ein solcher Umwandlungsprozess wird allerdings besonders langsam vonstattengehen und die Zuwanderung wiesentypischer Kräuter ist vom Samenflug aus der unmittelbaren Umgebung abhängig.

Hier hilft die 2. Stufe, nämlich die „Impfung“. Der Rasen wird punktuell entfernt und an diesen Stellen werden gezielt die gewünschten Blütenpflanzen ausgesät beziehungsweise vorgezogene Kräuter eingepflanzt. Arten, die auf nährstoffarme Untergründe angewiesen sind, werden allerdings nicht gut kommen. Hier sind Arten für Fettwiesen eher geeignet.

3. Stufe: Den Rasen im Herbst oder im zeitigen Frühjahr kräftig vertikutieren, sodass nur noch löchrige Grasstoppel übrig sind und hier mit der Einsaat beginnen. Wer den Aufwand nicht scheut, kann auch die Grasnarbe komplett abheben und zur Nährstoffsenkung gleich zehn Zentimeter Oberboden dazu. Die Ausgangslage ist dann ähnlich wie bei einer Neuanlage im gerade bezogenen Garten. In einem neuen Garten ist der Boden in der Regel noch nicht so nährstoffreich wie nach langjähriger Intensivrasennutzung.

Für die Neuanlage der Blumenwiese im Frühjahr reichen fünf bis zehn Gramm Saatgut je Quadratmeter. Die Samen werden nur ausgesät und dann per Walze oder Fußbrettern gefestigt. In den ersten vier bis sechs Wochen sollte der Boden stets feucht gehalten werden. Mahdhäufigkeit und Mahdtermine hängen von den Entwicklungszielen der Wiese ab. Die Wiese sollte im ersten Jahr schon zeitig gemäht werden, nämlich wenn die Pflanzen die Höhe einer Bierflasche erreicht haben. So werden schnell wachsende Gräser und unerwünschte Wildkräuter niedrig gehalten und die Stauden können sich in Ruhe entwickeln. Bei nur einer jährlichen Mahd sollte diese nach der Samenreife von Gräsern und Kräutern im September stattfinden, wer sich an der klassischen zweischürigen Wiesennutzung orientieren möchte, mäht Ende Juni und Ende August. Je nährstoffreicher der Boden ist, desto häufiger muss gemäht werden.

Wilde Schönheit auf kleinstem Raum

Rosafarbener und weißer Fingerhut vor gelber Wand
Nicht jede Staudenpflanze ist für den Campingplatz geeignet. Der schöne Fingerhut ist beispielsweise recht giftig. Foto: Kerstin Riemer/Pixabay

Knallbunte Farbexplosion oder lieber feine Töne? Beim Wildstaudenbeet ist der Gärtner Komponist, denn die prächtigen Stauden lassen sich je nach Farbvorliebe arrangieren. Das Ergebnis ist in jedem Fall ein Genuss für Auge und Ohr, das Vergnügen schenkt: durch Blütenpracht und geschäftiges Flattern und Summen der Insekten, die in den Stauden ein reiches Nahrungsangebot finden.

So legt man ein Wildstaudenbeet an: Wie bei allen gärtnerischen Maßnahmen steht am Anfang die Frage des Standortes. Denn davon hängt die Wahl der geeigneten Pflanzen ab. Trocken und sonnig oder schattig und eher feucht? Die meisten Gärten haben das Glück, über ein sonniges Fleckchen zu verfügen. Wie das Beet später aussieht, wird durch die individuelle Kombination der Stauden bestimmt. Große Leitstauden dominieren und sollten vereinzelt gesetzt werden, Begleitstauden und flächendeckende Stauden hingegen werden in Gruppen gepflanzt und runden das Gesamtbild harmonisch ab.

Gratis-Workshop zur naturnahen Gestaltung

Dr. Corinna Hölzer und Cornelis Hemmer beim Gärtnern im herbstlichen Garten
Schulungen zur naturnahen Gestaltung von Grünflächen bieten Stif-
tungsleiter Dr. Corinna Hölzer und Cornelis Hemmer nun online an. Foto: Sebastian Ruge

Flächen naturnah zu gestalten und zu pflegen, wird immer wichtiger. Hierzu braucht es Fachwissen, insbesondere in den „grünen Berufen“. Daher bietet die Stiftung für Mensch und Umwelt die kostenfreie Online-Schulung „Treffpunkt Vielfalt – Naturnahe Gestaltung und Pflege von Wohnquartieren“ an. Das umfangreiche Angebot besteht aus Präsentationsvideos, Quizeinheiten, Praxistipps, Arbeitsblättern, Pflanzlisten und einem Handlungsleitfaden. Grundkenntnisse sind nicht erforderlich. Der Einstieg ist jederzeit möglich.

Zielgruppe sind der GaLaBau, Gärtner, Landschaftsarchitekten, Außenflächen-Beauftragte im Wohnungsbau und sonstige Interessierte, also auch Campingunternehmer. Die Anmeldung ist per E-Mail möglich (info@treffpunkt-vielfalt. de). Zum Angebot gehören Video-Einheiten mit circa sechs Stunden Dauer. Die Nutzerinnen und Nutzer können so viel Zeit mit den Schulungseinheiten verbringen, wie sie mögen. Noch bis August 2023 ist die Schulung kostenfrei. Danach wird der Zugang kostenpflichtig sein. Das Teilnahme-Zertifikat ist optional.

Kontakt: Stiftung für Mensch und Umwelt, Hermannstraße 29, 14163 Berlin-Zehlendorf, Tel.: 030/394064-320, deutschland-summt.de, stiftung-mensch-umwelt.de, treffpunkt-vielfalt.de

 

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